Artgerechte Ernährung von Meerschweinchen

Futter, das gesund ist und schmeckt

Meerschweinchen auf der Wiese mit einer Löwenzahnblüte im Maul

KI generiert

Wir haben Hunger

Was brauchen Meerschweinchen eigentlich zum Leben?

 

Welches Futter ist gesund und mit welchen Leckereien kann ich meine Schweinchen verwöhnen, ohne ihnen zu schaden?

Allgemeines zur gesunden Ernährung

In der Ernährung von Meerschweinchen werden oft aus Unwissenheit oder falsch verstandener Tierliebe Fehler gemacht, die schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben können. Die Futtermittelindustrie vermittelt häufig den Eindruck, dass Meerschweinchen unzählige Leckerlis, Trockenfuttermischungen, Nagersteine oder Salzlecksteine brauchen, um glücklich und gesund zu sein. Viele dieser Produkte sind jedoch überflüssig oder sogar schädlich. Eine falsche Fütterung kann zu Erkrankungen führen, die sich durch artgerechte Haltung und Fütterung vermeiden lassen.

Pflanzenfresser mit Spezialnahrung

Meerschweinchen sind reine Pflanzenfresser (Herbivoren) und hoch spezialisiert auf blättriges, faserreiches Grünfutter. In ihrer Heimat, den südamerikanischen Bergwiesen, nehmen sie fast ausschließlich Gräser und Kräuter zu sich. Diese Pflanzen enthalten zusätzlich Samen, die wichtige Nährstoffe wie essentielle Fettsäuren liefern.

Frisches Wiesengras mit Kräutern ist daher die ideale Hauptnahrung für unsere Tiere. Es unterstützt die Verdauung durch den hohen Rohfaseranteil und sorgt durch das Kauen für den nötigen Zahnabrieb, da die Zähne lebenslang um 1–2 mm pro Woche nachwachsen.

Alternative Fütterung

Steht keine Wiese zur Verfügung (z. B. im Winter oder in der Stadt), sollten blättriges, faserreiches Gemüse wie Möhrengrün, Kohlrabiblätter oder Blattkohl angeboten werden. Auch anderes Gemüse und Obst sind in kleinen Mengen als Leckerbissen geeignet. Zusätzlich muss jederzeit frisches Heu zur Verfügung stehen, um die Darmfunktion zu unterstützen.

Der sogenannte Stopfmagen

Meerschweinchen besitzen einen sogenannten Stopfmagen. Dieser Begriff bedeutet nicht, dass Nahrung weitergestopft wird, sondern dass der Magen so lange gefüllt wird, bis er voll ist. Dadurch steht dem Körper auch während Futterpausen Nahrung zur Verfügung. Laut Annett Bauer, Tierheilpraktikerin und Meerschweinchenzüchterin, ist dies vergleichbar mit dem Kropf von Hühnern und Enten.

Da die Darmfunktion nur durch ständigen Nachschub gewährleistet bleibt, müssen Meerschweinchen fast rund um die Uhr fressen. Sie nehmen bis zu 100 kleine Mahlzeiten am Tag auf. Hunger darf niemals entstehen, da dies die Verdauung stark beeinträchtigen würde.

Die Rolle des Blinddarms

Der im Verhältnis zur Körpergröße sehr große Blinddarm spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung von Vitaminen und der Auswertung der Nahrung. Ohne kontinuierliche Fütterung wird dieser Prozess gestört.

Besonderheiten bei der Fütterung

  • Nicht jeder hat Zugang zu frischem Wiesengras. Spätestens von Oktober bis April muss die Vitaminversorgung über Gemüse sichergestellt werden.
  • Kohl ist – entgegen vieler Gerüchte – ein wertvolles Futtermittel für Meerschweinchen, wenn er langsam angewöhnt wird.
  • Neue Gemüsesorten sollten stets schrittweise eingeführt werden, damit sich die Darmflora anpassen kann. Ein zu schneller Wechsel kann Blähungen oder Durchfall verursachen.
  • Futtermittel tierischen Ursprungs haben in der Ernährung von Meerschweinchen keinen Platz. Ausnahmen sind lediglich Muttermilch sowie bei gebärenden Weibchen die Aufnahme der Nachgeburt, um die Milchbildung zu unterstützen.

So wird deutlich: Mit viel frischem Grünfutter, Heu und der richtigen Auswahl an Gemüse ist die Grundlage für eine gesunde Meerschweinchenernährung gelegt.

Frischfutter

Frischfutter – der wichtigste Vitaminlieferant für Meerschweinchen

 

Welches Frischfutter ist geeignet?

Wiesengras mit Kräutern (nicht Rasenschnitt vom Rasenmäher!) gilt als die natürlichste und artgerechteste Nahrung für Meerschweinchen. Es entspricht den Nährstoffbedürfnissen ihrer wilden Verwandten und liefert alles, was sie brauchen. Zudem sorgt faserreiches Grünfutter für gesunde Zähne und unterstützt die Verdauung.

Da frisches Gras jedoch nicht ganzjährig verfügbar ist, muss die Versorgung mit pflanzlichem Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen durch geeignetes Gemüse ergänzt werden.

Grundlagen der Fütterung

  • Blättriges Gemüse wie Karottengrün, Fenchelgrün, Kohlblätter und Kräuter
  • Stets frisches Heu in unbegrenzter Menge (ad libitum) als Basisfutter
  • Wiesengras und Kräuter frisch gepflückt oder geschnitten (kein Rasenmäher-Schnitt!)

Da viele Gemüsesorten nicht genügend Rohfaser enthalten, ist Heu unverzichtbar. Es dient sowohl der Verdauung als auch dem Zahnabrieb.

Wie viel Frischfutter brauchen Meerschweinchen?

Die genaue Menge ist individuell und hängt von Alter, Aktivität und Stoffwechsel ab. Als Faustregel gilt: ca. 10 % des Körpergewichts pro Tag. Ein 1.000 g schweres Meerschweinchen benötigt also etwa 100 g Frischfutter.

Besonders im Winter zeigen Meerschweinchen bei Außen- oder Kaltstallhaltung einen erhöhten Bedarf, da sie mehr Energie zur Wärmeerzeugung benötigen. Meerschweinchen wissen in der Regel selbst, wie viel Futter sie brauchen. Dennoch kann ein Zuviel – vor allem bei ungewohnter Kost – Verdauungsbeschwerden verursachen. Deshalb neue Futtersorten immer langsam anfüttern.

Praktische Erfahrungen

In meiner Moppelbande leben Jungtiere, trächtige und säugende Weibchen sowie ältere Tiere. Alle haben unterschiedliche Bedürfnisse. Deshalb biete ich immer reichlich Frischfutter an. Bleiben Reste liegen, werden diese täglich entsorgt und durch frische Nahrung ersetzt. Wenn regelmäßig größere Mengen übrig bleiben, reduziere ich die Ration entsprechend.

Heu – unverzichtbar für die Gesundheit

Empfohlene Mindestmenge: 35–40 g Heu pro Tier und Tag. Dennoch sollte Heu jederzeit in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen. Interessant: Meerschweinchen benötigen, auf ihr Körpergewicht bezogen, 3–4 Mal mehr Heu als Pferde.

Dürfen Meerschweinchen nasses Gras fressen?

Ja, das ist möglich. Meine Tiere leben vom Frühjahr bis Herbst in Freilaufgehegen auf der Wiese. Bei Regen werden die Gehege abgedeckt, damit die Tiere nicht nass werden. Auch bei feuchtem Gras habe ich persönlich keine Probleme feststellen können. Wichtig ist, dass das Gras frisch angeboten wird und nicht in größeren Mengen verdirbt.

Wie oft sollte Frischfutter gegeben werden?

Frischfutter sollte täglich gefüttert werden – idealerweise regelmäßig und gleichmäßig. Ob die Tagesration auf einmal oder in mehreren Portionen angeboten wird, ist weniger entscheidend. Entscheidend ist die Konstanz. Tiere, die bisher kein Frischfutter erhalten haben, müssen langsam daran gewöhnt werden.

Beispiel aus der Moppelbande: Zwei volle Schubkarren Gras werden pro Tag von der Gruppe komplett gefressen.

Futterliste

Futterliste: Frischfutter für Meerschweinchen

 

Die folgende Übersicht zeigt, welche Obst- und Gemüsesorten für Meerschweinchen geeignet sind, welche nur in kleinen Mengen verfüttert werden sollten und welche nicht geeignet bzw. giftig sind. Bitte beachten: Meerschweinchen haben einen anderen Stoffwechsel als Menschen oder andere Säugetiere. Lebensmittel, die für uns gesund sind, können für sie schädlich sein. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Ist erlaubtes Futter automatisch gesund?

Nicht jedes verträgliche Futter ist auch ein guter Vitaminlieferant. Manche Sorten enthalten viel Wasser, aber kaum Nährstoffe (z. B. Gurken oder Eisbergsalat). Diese eignen sich eher als Snack oder zur zusätzlichen Flüssigkeitsversorgung an heißen Tagen. Wichtig ist außerdem, dass das Futter faserreich und blättrig ist, um den nötigen Zahnabrieb zu gewährleisten.

 

Übersicht: Verträglichkeit von Frischfutter

Erlaubt (in normalen Mengen)Nur in kleinen MengenNicht geeignet / giftig
Apfel (in Maßen) Aprikose (viel Zucker) Ananas
Artischocke (ganze Pflanze) Banane (viel Zucker) Avocado (giftig)
Blumenkohl inkl. Blätter Birne (viel Zucker) Bärlauch
Brokkoli inkl. Blätter Spinat (Oxalsäure) Brot & Backwaren
Chicorée, Endivien, Zichorie Futterrüben, Runkelrüben Granatapfel
Chinakohl Kiwi Getreidekörner
Fenchel & Fenchelgrün Kartoffeln (Stärke) Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen, Linsen)
Giersch Kirschen (Kerne giftig) Knoblauch
Gräser & Getreide (grün, bis Milchreife) Mangold (Oxalsäure) Lauch
Gurke Maiskolben (bis Milchreife, keine harten Körner) Mango
Kohlrabi inkl. Blätter Rucola (Senföle) Meerrettich
Kohlsorten (langsam anfüttern) Süßkartoffeln (viel Stärke) Nagersteine
Kürbis (z. B. Hokkaido, keine Zierkürbisse) Weintrauben (viel Zucker, Bio bevorzugt) Grüne Pflanzenteile von Tomate, Paprika, Kartoffel
Küchenkräuter (in Maßen) Zwetschgen Radieschen (zu scharf)
Melone (mit Schale, wenig) Zuckerrüben Salzlecksteine
Paprika (ohne Strunk)   Zierpflanzen, Zierkürbisse, Ziergehölze
Pastinake inkl. Grün   Zitrusfrüchte
Petersilie (in Maßen)   Zwiebeln (Speise- und Blumenzwiebeln)
Radieschenblätter    
Rote Beete (kleine Mengen)    
Sellerie (Knolle & Stangen)    
Spargel (selten, harntreibend)    
Topinambur    
Wildkräuter (z. B. Löwenzahn, Wegerich)    
Zucchini    
Zweige von Obstgehölzen, Haselnuss, Birke    

Hinweise zu Wildpflanzen

Achtung: Viele Wild- und Zierpflanzen sind für Meerschweinchen giftig. Eine Übersicht wichtiger Giftpflanzen finden Sie im Giftpflanzen-Kompendium (mit Bildern). Wenn Sie unsicher sind, ob eine Pflanze geeignet ist, informieren Sie sich bitte vor der Verfütterung.

Obst und Kräuter

Obst sollte wegen des hohen Zucker- und Säuregehalts nur selten und in kleinen Mengen verfüttert werden. Getrocknete Kräuter und Wildkräuter können eine gesunde Ergänzung sein. Mehr Informationen dazu finden Sie im Beitrag „Aus dem Lehrbuch der kleinen Kräutermeersau“.

Persönlicher Tipp

Unsere Schweinchen lieben Süßdolde (Aniskerbel). Einmal im Garten angepflanzt, wächst sie üppig und wird mit Begeisterung gefressen.

Kohl & Kraut

Kohlfütterung bei Meerschweinchen

Dürfen Meerschweinchen Kohl fressen?

Die Fütterung von Kohl ist ein häufig diskutiertes Thema in Meerschweinchenforen und -gruppen. Kohl – oder „Kraut“, wie man in Bayern sagt – gilt oft als Ursache für Blähungen und Verdauungsstörungen. Dieser Ruf ist jedoch meist unbegründet und entsteht häufig durch Fütterungsfehler.

Die kurze Antwort lautet: Ja, Meerschweinchen dürfen Kohl fressen, wenn sie langsam daran gewöhnt werden. Wie bei allen Futtersorten gilt: Ungewohntes Futter sollte zunächst nur in kleinen Mengen angeboten werden, damit sich die Verdauung anpassen kann. Erst nach einer schrittweisen Gewöhnung kann Kohl problemlos in größeren Mengen vertragen werden.

Warum Kohl ein wertvolles Winterfutter ist

Kohl enthält viele wichtige Vitamine und Mineralstoffe, insbesondere Vitamin C, das für Meerschweinchen lebensnotwendig ist. Besonders im Winter, wenn frisches Wiesengras nicht zur Verfügung steht, ist Kohl ein hervorragendes, regionales und saisonales Futter. Auch bei der Moppelbande gehört Kohl in verschiedenen Sorten fest zum Speiseplan – besonders beliebt sind Weißkraut, Brokkoli und Chinakohl.

Dürfen alle Kohlsorten verfüttert werden?

Grundsätzlich ja, allerdings haben Meerschweinchen wie Menschen individuelle Vorlieben und Verträglichkeiten. Nicht jedes Tier mag jede Sorte gleichermaßen. Wichtig bleibt: langsame Gewöhnung und Beobachtung der Tiere.

Geeignete Kohlsorten für Meerschweinchen

  • Blumenkohl
  • Brokkoli
  • Chinakohl
  • Kohlrabi
  • Pak Choi
  • Spitzkohl
  • Romanesco
  • Rosenkohl
  • Rotkohl
  • Weißkohl

Hinweis: Beobachten Sie Ihre Tiere nach der Fütterung. Wenn ein Meerschweinchen Blähungen oder Verdauungsprobleme zeigt, reduzieren Sie die Menge oder wählen Sie eine andere Kohlsorte.

Heu & Stroh

Eine kleine Heukunde – welches Heu eignet sich am besten für Meerschweinchen?

 

Heu ist das wichtigste Grundnahrungsmittel für Meerschweinchen. In unserer „Moppelbande“ liegt der Jahresbedarf bei ca. 600 kg. 

Für Meerschweinchen gilt vor allem Heu vom 1. Schnitt empfehlenswert. Es enthält einen höheren Rohfaseranteil und gleichzeitig weniger Calcium als spätere Schnitte. Das unterstützt die Verdauung optimal und beugt Problemen wie Blasengries oder Blasensteinen vor.

Der genaue Nährstoffgehalt kann je nach Herkunft, Klima und Schnittzeitpunkt stark variieren. Wer es ganz genau wissen möchte, kann Heu-Proben im Labor oder über spezialisierte Futteranalysen untersuchen lassen.

 

So erkennt man gutes Heu

  • Farbe: grünlich bis beige (nicht grau)
  • Geruch: aromatisch, würzig, frisch
  • Beschaffenheit: staubarm, trocken, lange und griffige Halme

Dieses Heu nicht verfüttern

  • muffiger oder pilziger Geruch
  • graue Verfärbung (Schimmel) bzw. braun-schwarz (Überhitzung bei der Lagerung)
  • blass/fahl (z. B. durch Regen nach dem Schnitt – meist nährstoffärmer)
  • stark staubig
  • erkennbar giftige Pflanzen (z. B. Herbstzeitlose, Jakobskreuzkraut, Sumpfschachtelhalm, Adlerfarn, Adonisröschen, Schierling)
  • Fremdkörper/Tierkadaver

Heu selbst herstellen (Kurzüberblick)

Grundlage ist eine artenreiche Wiese mit Gräsern und Kräutern. Giftpflanzen, die durch Trocknung nicht ihre Toxizität verlieren (z. B. Herbstzeitlose, Jakobskreuzkraut), müssen entfernt werden. Hahnenfußgewächse sind frisch problematisch, getrocknet aber unkritisch.

  • Schnitt nur bei stabil trockenem Wetter (ideal: warm & windig; Vorhersage für mind. 3 Tage trocken).
  • Werkzeug: Sense, Balken- oder Kreiselmäher (bei größerer Fläche Traktor).
  • Trocknung: Gras nach der Mahd kurz liegen lassen, dann je nach Temperatur nach ca. 3 Stunden das erste Mal wenden; anschließend alle 3–4 Stunden. Abends zu Schwaden/Strängen zusammenrechen.
  • Am Folgetag wieder ausbreiten, vollständig durchtrocknen lassen. Heu darf sich keinesfalls feucht anfühlen.
  • Brandgefahr: Unzureichend getrocknetes Heu kann sich durch mikrobiell bedingte Wärmeentwicklung stark erhitzen (ab ca. 70 °C besteht akute Gefahr).

Wichtig: Frisches Heu nicht sofort verfüttern. Es sollte vor der Verfütterung 5–6 Wochen reifen, damit Restfeuchte abgebaut wird („Schwitzen“/Fermentation) und bestimmte Pflanzen ihre problematischen Inhaltsstoffe verlieren.

Lagerung

  • luftig, dunkel, trocken und sauber lagern
  • ideal: auf Holzbohlen in einer Scheune/Heustadel, nicht direkt auf Beton (mangelnde Luftzirkulation)
  • kleine Mengen: in Stoffbeuteln (z. B. Kissenbezug) in Speisekammer/Vorratsraum oder in einem luftigen Schuppen

Grummet / Grünmahd / Emd (2. / 3. Schnitt)

Heu aus späteren Schnitten ist meist eiweiß- und energiereicher und hat geringeren Rohfaseranteil. Für Meerschweinchen eignet es sich nur gelegentlich bzw. als Beimischung zum 1. Schnitt – abhängig von Bedarf, Verträglichkeit und Gesundheitsstatus.

Heucobs & Heupellets

Gepresstes Heu (Cobs/Pellets) kann in Einzelfällen eine Alternative sein (z. B. bei starker Staubempfindlichkeit). Es ist teurer und ersetzt lockeres Heu nicht vollständig. Bitte gemäß Herstellerangaben füttern.

Kräuterheu

Heu mit sehr hohem Kräuteranteil ist nicht automatisch „gesünder“: Viele Kräuter sind kalziumreich und pharmakologisch wirksam. Empfehlung: nur in kleinen Mengen als Zusatzheu; getrocknete Kräuter bei Bedarf gezielt und einzeln einsetzen.

Heu kaufen

Wer kein eigenes Heu machen kann oder will, bekommt gute Qualität oft direkt beim landwirtschaftlichen Betrieb (auch als handliche Kleinballen). Verpackte Kleinstmengen aus dem Zoofachhandel sind praktisch, aber häufig teurer und erzeugen mehr Verpackungsmüll.

Bei großem Bedarf (Beispiel 2024: Lieferung von 238 Kleinballen à ca. 10 kg) gilt: nach der Ernte weitere 6 Wochen reifen lassen, bevor verfüttert wird.

Stroh

Stroh (gedroschene Getreidehalme) ist nährstoffarm und stärkehaltig und kein Ersatz für Heu. Als Einstreu ist es geeignet und sorgt in Kombination mit anderer Einstreu für eine trockene Liegefläche. Im Getreideanbau können Pflanzenschutzmittel/Wachstumsregulatoren eingesetzt werden; daher Stroh wie Heu sauber, trocken und dunkel lagern. Wenn Tiere einzelne Halme anknabbern, ist das unkritisch, solange stets ausreichend Heu zur Verfügung steht.

Traktor mit Anhänger voller Heuballen (Beispielbild)
Heuernte & Transport – Beispielabbildung
Heulager in einer Scheune auf Holzbohlen
Empfohlene Lagerung: luftig, dunkel, trocken

Kräuterkunde

Aus dem Lehrbuch der kleinen Kräutermeersau

 

Kräuter für Meerschweinchen

Kräuter werden seit Jahrhunderten in der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) eingesetzt. Im Volksmund heißt es: „Für alles ist ein Kraut gewachsen.“ Tatsächlich besitzen viele Kräuter eine gewisse Heilwirkung. Wo aber eine positive Wirkung zu erwarten ist, finden sich fast immer auch unerwünschte Nebenwirkungen. Phytomedizin ist nicht automatisch harmlos, nur weil sie natürlichen Ursprungs ist. Man denke an hochgiftige Pflanzen wie Eisenhut oder Fingerhut – auch diese stammen aus der Natur.

Wichtig: Der Einsatz von Pflanzen als Heilmittel erfordert ein Grundwissen. Denn Pflanzen enthalten je nach Jahreszeit, Tageszeit und Witterung unterschiedlich viele Wirkstoffe. Falsch angewendet, können Heilkräuter auch Giftpflanzen sein.

Vorsicht bei Dauerfütterung

Werden Kräuter das ganze Jahr über regelmäßig in größeren Mengen gefüttert, kann ein Gewöhnungseffekt eintreten. Im Krankheitsfall wirken sie dann unter Umständen nicht mehr so effektiv. Zudem können durch Überdosierung gesundheitliche Probleme entstehen.

Dosis sola venenum facit – Die Dosis macht das Gift (Paracelsus)

Dieser Grundsatz gilt auch für die Anwendung von Kräutern bei Meerschweinchen. Viel hilft nicht unbedingt viel!

Kräuter als Ergänzung, nicht als Ersatz

Kräuter können bei Erkrankungen unterstützend wirken. Sie ersetzen jedoch niemals den Besuch beim Tierarzt oder die fachgerechte Anwendung verordneter Medikamente. Alle Kräuter – mit Ausnahme von Brennnesseln – können frisch oder getrocknet gefüttert werden. Bei getrockneten Kräutern reicht wegen der höheren Nährstoffkonzentration pro Tier und Woche eine Handvoll aus.

Natürliche Futteraufnahme

Auf der Wiese suchen sich Meerschweinchen instinktiv ihre Kräuter aus – beispielsweise Löwenzahn, den fast alle Tiere mit Begeisterung fressen. Das ist unbedenklich, da sie im frischen Zustand sehr große Mengen aufnehmen müssten, um Nebenwirkungen zu spüren. Anders verhält es sich bei getrockneten Kräutern oder Konzentraten wie ätherischen Ölen und Essenzen. Diese sollten nur mit Wissen und Bedacht verwendet werden.

Beispiel Kamille

Kamille kann bei Magen-Darm-Beschwerden als Tee hilfreich sein. Im Bereich der Augen ist sie jedoch ungeeignet und kann Entzündungen sogar verschlimmern. Ein entzündetes Auge darf deshalb niemals mit Kamillentee behandelt werden.

Fazit: Kräuter sind eine wertvolle Ergänzung, wenn sie gezielt und maßvoll eingesetzt werden. Bei Krankheiten ist die tierärztliche Behandlung immer die erste Wahl.

Vitamine/Mineralien

Vitamine und Mineralstoffe für Meerschweinchen

Hinweis: Dieser Beitrag bietet allgemeine Informationen und ersetzt keine tierärztliche Beratung. Bei Erkrankungen oder Verdacht auf Mangel/Überversorgung wenden Sie sich bitte an eine Tierarztpraxis.

Grundsatz: Brauchen Meerschweinchen Supplemente?

Werden Meerschweinchen abwechslungsreich mit Frischfutter versorgt, ist eine zusätzliche Gabe von Vitamin- oder Mineralpräparaten in der Regel nicht notwendig. Eine ungezielte Supplementierung kann sogar schaden (Überversorgung). Ausnahme: Vitamin C – dazu unten mehr.

Vitamin C (Ascorbinsäure)

Meerschweinchen können – wie der Mensch – kein Vitamin C selbst bilden. Es muss regelmäßig über das Futter zugeführt werden. Bei ausgewogener Frischfütterung ist meist keine Zusatzgabe nötig. In besonderen Situationen (z. B. Krankheit, Rekonvaleszenz, Trächtigkeit, Laktation) kann eine gezielte Ergänzung sinnvoll sein.

  • Gabe: Vitamin C ist licht- und oxidationsempfindlich. Nicht in der Trinkflasche „auf Vorrat“ lösen. Besser: die berechnete Dosis frisch in wenig Wasser lösen und per Spritze direkt eingeben (nach tierärztlicher Rücksprache).
  • Quellen: viele Gemüse, Kräuter und einige Früchte (siehe Tabelle unten).
Zitat zu Vitamin C (Dr. Wenzel, Tierarzt)

„Erwachsene Meerschweinchen benötigen 10–15 mg Vitamin C pro Tag, trächtige Sauen etwa die doppelte Menge. […] Die folgenden Angaben stammen aus der Humanmedizin; die direkte Übertragbarkeit auf Meerschweinchen ist nicht gesichert.“

— Dr. Wenzel, Tierarzt (sinngemäßes Zitat aus dem bereitgestellten Text)

Fettlösliche Vitamine: A, D, E, K

Fettlösliche Vitamine werden mit Nahrungsfetten aufgenommen und können im Körper gespeichert werden. Ungezielte Hochdosierungen vermeiden (Gefahr der Überversorgung).

Vitamin A

  • Funktion: Sehvorgang, Zellteilung, Haut/Schleimhäute.
  • Quellen: Karotten, Löwenzahn, Petersilie, Rote Bete; zudem Fertigfutter (falls verwendet).
  • Mangelzeichen: Hautprobleme, Wachstumsstörungen, Augenerkrankungen.
  • Überversorgung: kann Leber und Föten schädigen.

Vitamin D

  • Funktion: Calcium-/Phosphatstoffwechsel, Knochen.
  • Besonderheit: Für den Stoffwechsel ist UV-Licht wichtig (Tageslicht). Künstliche UV-/Tageslichtlampen nur gezielt, mit Schattenzonen und nach Fachberatung einsetzen.
  • Mangel: selten (Rachitis, Wachstumsstörungen).
  • Überversorgung: Risiko von Verkalkungen/Knochenentmineralisierung.

Vitamin E

  • Funktion: Antioxidans, Zellmembranen, Fruchtbarkeit.
  • Quellen: Grünfutter, Karotten, Weizenkeime; Ölsaaten in sehr kleinen Mengen.
  • Mangel: Wachstums-/Fruchtbarkeitsstörungen, neuromuskuläre Probleme.

Vitamin K

  • Funktion: Blutgerinnung, Knochenprotein (Osteocalcin).
  • Bildung: u. a. durch Darmflora; zusätzlich über Grünfutter/Fertigfutter.
  • Mangel: Blutungsneigung (z. B. Schleimhäute).

Wasserlösliche Vitamine: B-Komplex & Folsäure

B-Komplex

  • Funktion: Nerven, Energie-/Eiweißstoffwechsel, Blutbildung (je nach B-Vitamin).
  • Besonderheit: Bildung im Blinddarm durch Mikroorganismen (Blinddarmkot ist wichtig und darf nicht verhindert werden).
  • Störungen: z. B. nach oraler Antibiotikagabe oder Fehlfütterung → mögliche Mangelsymptome (Haut/Fell, Blut, Neurologie, Wachstum).
  • Quellen: vielfältiges Grünfutter; ggf. geringe Mengen Hefe.

Folsäure (Vitamin B9)

  • Funktion: Zellteilung, Blutbildung, Entwicklung von Föten.
  • Bildung & Zufuhr: anteilig durch Darmflora, zusätzlich über Heu/Grünfutter. Endogene Synthese reicht nicht immer aus → regelmäßige Zufuhr über die Nahrung ist sinnvoll.
  • Mangel: Blutarmut, Wachstumsstörungen, Fehlbildungen.

Mineralstoff: Calcium

Calcium wird für lebenslang nachwachsende Zähne und Knochen benötigt. Gleichzeitig begünstigt eine dauerhaft zu hohe Calciumaufnahme (insbesondere über sehr kalziumreiche, getrocknete Futtermittel oder angereicherte Trockenmischungen) die Bildung von Blasengries/-steinen.

  • Frischfutter-Calcium: in der Regel unproblematisch, da gleichzeitig ausreichend Flüssigkeit aufgenommen wird.
  • Prävention: ausgewogene Frischfütterung, ausreichend Wasser, Heu ad libitum; kalziumreiche Trockenkost meiden.

Warum keine Nager- oder Salzlecksteine?

Meerschweinchen sind an mineralstoffarmes Naturfutter angepasst. Ihr Darm resorbiert Nährstoffe sehr effizient. Zusätzliche Mineral- oder Salzlecksteine sind nicht erforderlich und können bei Dauergebrauch zu Problemen führen:

  • Skelettveränderungen, Organverkalkungen
  • Zahnfehlstellungen
  • Blasenschlamm, Blasensteine

Vitamin-C-Gehalt ausgewählter Futtermittel (je 100 g)

Richtwerte; tatsächliche Gehalte variieren je nach Sorte, Reifegrad und Lagerung.

Ausgewählte Vitamin-C-Quellen für Meerschweinchen
LebensmittelVitamin C (mg/100 g)
Hagebutte 1250
Sanddornbeere 450
Schwarze Johannisbeere 177
Petersilie 150
Paprika 120
Brokkoli 115
Rosenkohl 112
Grünkohl 105
Erdbeere 62
Rotkohl 50
Weißkohl 47
Kiwi 46
Löwenzahn (Blätter) 18
Apfel 12–20

Rechenhilfe: Vitamin-C-Richtwerte für Meerschweinchen

Unverbindliche Orientierung – keine individuelle Dosierungsanweisung.

Rechtlicher Hinweis (bitte lesen)

  • Diese Rechenhilfe dient ausschließlich der allgemeinen Orientierung für gesunde, ausgewachsene Meerschweinchen.
  • Sie ersetzt nicht die Untersuchung oder Beratung durch eine Tierärztin/einen Tierarzt und stellt keine Diagnose oder Therapieempfehlung dar.
  • Die Richtwerte basieren auf in Ratgebern gebräuchlichen Spannweiten (z. B. gesund 10–15 mg/Tag; trächtig/säugend 20–30 mg/Tag). Individuelle Bedürfnisse können abweichen.
  • Bei Erkrankungen, Rekonvaleszenz, Jungtieren/Senioren, Harnstein-/Nierenerkrankungen sowie in Trächtigkeit/Laktation: Dosierung nur nach tierärztlicher Anweisung.
  • Alle Angaben ohne Gewähr. Ihre Eingaben werden ausschließlich lokal im Browser verarbeitet und nicht gespeichert.

Orientierungswerte berechnen

Hinweis: Vitamin C ist licht- und oxidationsempfindlich. Keine Vorratsmischungen in Trinkflaschen – falls ergänzt wird, Dosis frisch zubereiten und nur nach Rücksprache direkt eingeben.

Richtwerte gelten pro Tier, nicht pro kg.
Situation auswählen
Nur verwenden, wenn dir konkrete tierärztliche Werte vorliegen.
Optional: Umrechnung in ml einer Ascorbinsäure-Lösung
Beispiel: 1 g Ascorbinsäure in 10 ml → 100 mg/ml.
Ausgabe als Bereich (Minimum–Maximum) je Tier und gesamt.
 

Praxis-Tipps

  • Frischfutter abwechslungsreich, Heu ad libitum, frisches Wasser jederzeit verfügbar.
  • Neue Futtermittel langsam anfüttern (Darmflora braucht Eingewöhnung).
  • Bei Erkrankungen, Steinneigung, Trächtigkeit/Laktation: Dosierungen nur nach tierärztlicher Anweisung.

© Meerschweinchenzucht Landshuter Moppelbande — Orientierungshilfe ohne Gewähr; keine individuelle Beratung.

Nagematerial..


apfelzweig ki

Meerschweinchen sind Nagetiere

 

Das ständige Kauen von blättrigem Grünfutter und Heu sorgt für den notwendigen Zahnabrieb. Die Zähne von Meerschweinchen wachsen kontinuierlich (Faustregel: rund 1–2 mm pro Woche).

Geeignete Äste zum Benagen

Zusätzlich zu Heu dürfen Meerschweinchen Zweige unbehandelter Obst- und Laubbäume bekommen, z. B.:

  • Apfelbaum, Birnenbaum
  • Haselnuss
  • Buche (alternativ: Birke)
  • Quittenstrauch – wird hier besonders gern angenommen

Hinweis: In der Regel wird vor allem Rinde und an weichen Trieben auch die Spitze abgenagt – der ganze Ast wird nicht „aufgegessen“.

Wichtige Vorsicht

  • Kein Holunder (Sambucus): Blätter und unreife Früchte enthalten Sambunigrin; auch im Holz können cyanogene Glycoside vorkommen – nicht verfüttern.
  • Ziersträucher kritisch prüfen: Viele Garten- und Zimmerpflanzen sind für Meerschweinchen giftig (z. B. Kirschlorbeer, Oleander, Rhododendron). Nur eindeutig als geeignet bekannte Arten verwenden.
  • Keine behandelten Äste: Keine Zweige von gespritzten Bäumen/Sträuchern, Straßenrändern oder aus frisch gestrichenen/konservierten Quellen.
  • Harzige Nadelgehölze meiden: Koniferen enthalten oft Harze/Öle und sind als Nagematerial nicht geeignet.

Fütterungsfehler/Leckerchen

Fütterungsfehler und ihre möglichen Folgen

 

Typische Fehlerquellen

 

Häufige Fütterungsfehler wie eine plötzliche Futterumstellung, Vorratsfütterung oder eine Ernährung mit zu wenig rohfaserreichem Futter können das Verdauungssystem von Meerschweinchen belasten. Mögliche Folgen sind unter anderem Aufgasungen (Tympanie) oder Verstopfungen (Obstipation).

Durch zu wenig oder überlagertes Frischfutter kann es außerdem zu Mangelerscheinungen kommen. Diese lassen sich meist durch eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung verhindern. Eine zusätzliche Gabe von Vitaminpräparaten ist normalerweise nicht erforderlich. Im Krankheitsfall sollte eine mögliche Supplementierung jedoch ausschließlich nach Rücksprache mit dem Tierarzt erfolgen.

Umgekehrt kann eine Überversorgung mit bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen (z. B. Vitamin D oder Calcium) ebenfalls Probleme verursachen, etwa die Bildung von Harnsteinen.

 

Das sollten Sie vermeiden

  • Brot oder Backwaren
  • Salzlecksteine und Nagersteine
  • Snacks aus dem Zoohandel mit Zucker, Honig oder Melasse
  • Giftpflanzen
  • Essensreste und gewürzte Speisen

Snacks kritisch betrachten

In Zoofachhandlungen finden sich viele Produkte, die vor allem für das Auge des Käufers gestaltet sind – z. B. Knabberstangen, Gemüseringe, Nagerwaffeln oder Drops. Diese bestehen meist aus Getreide und enthalten häufig Zucker, Honig oder Melasse. Manche Produkte beinhalten zudem Milchprodukte oder Ei. Da Meerschweinchen reine Pflanzenfresser sind, können sie solche Bestandteile nicht gut verdauen. Diese Produkte sind daher nicht empfehlenswert.

Sinnvoller ist es, auf frisches Gemüse wie Gurken, Fenchel oder auch Wassermelone zurückzugreifen. Diese werden von den Tieren gerne gefressen und sind in moderaten Mengen eine gesündere Wahl.

Es gibt auch reine Kräuterpellets ohne Zusätze. Diese können in sehr kleinen Mengen als Leckerli gefüttert werden. Da viele Kräuter jedoch von Natur aus calciumreich sind, sollte die Gabe stark begrenzt werden (nur wenige Pellets).

 

Mögliche Folgen falscher Ernährung

  • Übergewicht mit Folgeerkrankungen (z. B. Gelenkprobleme, Diabetes)
  • Nieren- und Harnwegserkrankungen
  • Verdauungsprobleme
  • Mangelerscheinungen

 

Kraftfutter, Trockenfutter

Kraftfutter, Trockenfuttermischungen und Pellets – warum sie für Meerschweinchen schädlich sein können

 

Meerschweinchen sind reine Pflanzenfresser (Herbivoren) und zusätzlich monophag, das heißt: Sie sind Nahrungsspezialisten, die in ihrer Physiologie auf faserreiche Pflanzenkost spezialisiert sind. Ihr gesamtes Verdauungssystem ist auf Heu, Gräser und blättriges Grünfutter ausgelegt.

Warum Trockenfutter problematisch ist

Das Gebiss von Meerschweinchen ist so gebaut, dass es dauerhaft wächst und sich durch das Zermahlen von faserreichem Futter gleichmäßig abnutzt. Körner, Maiskörner und harte Pellets belasten die Zähne unnatürlich stark. Es kann zu Zahnfehlstellungen, Wurzelentzündungen und schmerzhaften Kieferabszessen kommen.

Auch der Verdauungstrakt ist nicht auf stärke- oder zuckerreiche Nahrung vorbereitet. Stärke wird zu Zucker umgewandelt und liefert zu viel Energie. Die Folgen können Übergewicht, Stoffwechselprobleme und sogar Diabetes sein.

Risiken durch Pellets und Trockenfuttermischungen

  • Enthalten oft Melasse als Bindemittel – zusätzliche Zuckerquelle
  • Häufig übermäßig viel Calcium – fördert Blasen- und Nierensteine
  • Belasten Zähne durch zu harte Konsistenz
  • Führen zu erhöhtem, aber nicht ausreichendem Trinkverhalten – Calcium bleibt im Körper
  • Erhöhen das Risiko von Gelenkverkalkungen und Harnwegserkrankungen

Besondere Ausnahmen

In bestimmten Situationen kann eine kurzzeitige Ergänzung durch energiereicheres Futter notwendig sein – jedoch immer nur unterstützend und möglichst nach tierärztlicher Rücksprache. Beispiele:

  • Starker Gewichtsverlust (z. B. nach Krankheiten oder Operationen)
  • Zahnprobleme, wenn normales Kauen erschwert ist
  • Aufbauphase nach einer OP oder schweren Erkrankung
  • Alte oder geschwächte Tiere mit erhöhtem Energiebedarf
  • Jungtiere
  • Bei Außenhaltung insbesondere bei kalten Temperaturen

Alternativ sind in solchen Fällen kleine Mengen Haferflocken (ca. 1 Teelöffel pro Tag) oder geschälte Sonnenblumenkerne sehr gut geeignet. Bei Tieren, die gar nicht fressen können, kommen spezielle Päppelfutter (Pulver zum Anrühren eines Breis) zum Einsatz. Diese sollten aber nur für den Notfall und zeitlich begrenzt verwendet werden.

Fazit

Meerschweinchen benötigen in der Regel kein Kraftfutter. Eine Ernährung aus Heu, frischem Grünfutter und geeigneten Gemüsesorten ist die gesündeste und artgerechteste Versorgung. Trockenfutter, Pellets und Körnermischungen sind normalerweise nicht notwendig und können auf Dauer schädlich sein.

Kein Brot!

Kein Brot für Meerschweinchen!

 

Warum Brot und andere Bäckereierzeugnisse ungeeignet sind

Viele Meerschweinchenhalter glauben fälschlicherweise, dass getrocknetes Brot zur Abnutzung der Zähne beiträgt. Tatsächlich ist Brot aber für Meerschweinchen schädlich und sollte nicht verfüttert werden.

 

Probleme durch Brotfütterung

  • Enthält ungeeignete Inhaltsstoffe wie Salz, Backtriebmittel und Gewürze
  • Ist stärke- und kalorienreich – führt zu Übergewicht und Stoffwechselproblemen
  • Kein Zahnersatz: Brot wird eingespeichelt und weich – es nutzt die Backenzähne nicht ab
  • Kann Blähungen, Durchfall und Fehlgärungen im Darm verursachen
  • Oft mit Zucker, Zusätzen und Farbstoffen versetzt – belastet Harnwege und Niere
  • Enthält Schimmelsporen, wenn es nicht absolut frisch und trocken ist

Bessere Alternativen

Zur natürlichen Abnutzung der Zähne eignen sich Heu und frische Zweige von Obstgehölzen (z. B. Apfel, Birne, Quitte, Haselnuss). Diese liefern gleichzeitig wichtige Nährstoffe und sind artgerecht.

Mögliche Folgen falscher Brotfütterung

  • Blasenentzündungen und Harnsteine durch zu viel Salz und Zucker
  • Durchfall durch gestörte Darmflora oder Schimmelbefall
  • Blähungen/Trommelsucht durch Fehlgärungen im Blinddarm
  • Übergewicht mit Folgeerkrankungen (z. B. Gelenkprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes)
  • Verstopfungen, besonders bei älteren Böcken
  • Toxikosen bei trächtigen Tieren durch Fehlbelastung des Stoffwechsels

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Eine Untersuchung des Cambridge Cavy Trust Veterinary Hospital zeigte einen Zusammenhang zwischen farbigen Zusatzstoffen im Futter und erhöhtem Risiko für Blasenprobleme und Nierenerkrankungen. Auch hier wurde deutlich, dass eine Rückkehr zu einer einfachen, frischen Ernährung (z. B. Heu, Kohl, Hafer) die Gesundheit verbessert.

Vorsicht Gift!

Pflanzen und andere Stoffe, die für Meerschweinchen giftig sein können

Viele Meerschweinchen genießen im Frühjahr den Freilauf im Garten. Auch für Tiere in Innenhaltung erweitert sich ab dieser Zeit der Speiseplan um viele vitaminreiche Wildpflanzen. Doch Vorsicht: Nicht jede Pflanze ist für Meerschweinchen geeignet. Unsere heimische Flora, Ziergärten und sogar manche Zimmerpflanzen bergen Gefahren. Oft ist nicht eindeutig belegt, welche Stoffe Meerschweinchen im Vergleich zu Menschen oder anderen Tieren wirklich vertragen. Deshalb gilt: Im Zweifel lieber meiden und bei Vergiftungsverdacht sofort den Tierarzt aufsuchen!

Typische Vergiftungserscheinungen

  • Apathie oder Teilnahmslosigkeit
  • Koliken, Krämpfe
  • Schaumbildung vor dem Mund
  • Orientierungslosigkeit
  • Lähmungserscheinungen
  • Atemstörungen

Wichtig: Es gibt keinen speziellen Giftnotruf für Tiere. Bei Verdacht auf Vergiftung gilt: sofort zum Tierarzt!

Beispiele für giftige Stoffe und Pflanzen

Solanin (Nachtschattengewächse)

  • Kartoffelpflanzen und grün gewordene Kartoffeln
  • Tomatenpflanzen und grüne Tomaten
  • Paprikapflanzen und unreife Schoten
  • Schwarzer Nachtschatten

Grüne Bohnen

Sie enthalten Phasin, ein giftiges Eiweiß. Durch Kochen wird es für Menschen unschädlich, für Meerschweinchen sollte es jedoch generell nicht verfüttert werden.

Pilze

Viele Waldpilze sind roh giftig, einige sogar tödlich (z. B. Knollenblätterpilz). Da es keine sicheren Daten zur Verträglichkeit bei Meerschweinchen gibt, gilt: keine Pilze verfüttern!

Weitere bekannte Giftquellen

  • Holunder (Blätter, rohe Beeren und Holz enthalten Giftstoffe)
  • Blausäurehaltige Kerne von Steinobst (z. B. Kirschen, Pflaumen, Aprikosen)
  • Schokolade (Theobromin ist für viele Tiere giftig)
  • Nikotin und Alkohol
  • Medikamente in falscher Dosierung
  • Ätherische Öle (z. B. Teebaumöl, bekannt giftig für Katzen und möglicherweise auch für Meerschweinchen)
  • Pestizide, Düngemittel, Schneckenkorn, Rattengift

Dosis sola venenum facit – Allein die Menge macht das Gift (Paracelsus)

Beispiel: Giftige Wild- und Gartenpflanzen

Eine Auswahl an Pflanzen, die als giftig für Meerschweinchen gelten (nicht vollständig):

  • Adonisröschen
  • Aronstab
  • Avocado
  • Bärenklau (Riesen-)
  • Begonie
  • Bilsenkraut
  • Buchsbaum
  • Christrose
  • Eibe
  • Eisenhut
  • Engelstrompete
  • Fingerhut
  • Goldregen
  • Herbstzeitlose
  • Oleander
  • Papaya
  • Pfaffenhütchen
  • Rhododendron
  • Rizinus
  • Seidelbast
  • Tollkirsche
  • Wacholder (einige Arten)
  • Zimmerpflanzen wie Dieffenbachie, Amaryllis oder Philodendron

Weiterführende Informationen

Eine sehr umfassende Datenbank bietet das Giftpflanzen-Compendium der Universität Zürich  

Fazit: Viele Pflanzen sind für Meerschweinchen gefährlich. Da es oft keine spezifischen Studien gibt, sollte man im Zweifel immer auf eine Verfütterung verzichten. Im Ernstfall ist der Tierarzt die wichtigste Anlaufstelle.

Getränke

Getränke für Meerschweinchen

Wasser, Tee oder doch lieber ein Bierchen?

 

Frisches Wasser ist unverzichtbar

Meerschweinchen müssen jederzeit Zugang zu frischem, sauberem Leitungswasser haben. Besonders wichtig ist das an heißen Tagen und bei der Fütterung mit Trocken- oder Kraftfutter. Viele Tiere trinken jedoch wenig, wenn sie viel wasserreiches Frischfutter bekommen.

Nippeltränke oder Trinknapf?

Nippeltränken

  • Vorteil: Das Wasser verschmutzt nicht so leicht.
  • Nachteil: Kugelventile können bei hartem Wasser verkalken oder verklemmen.
  • Hygiene: Röhrchen regelmäßig gründlich mit Bürstchen reinigen; Kalk lässt sich mit Zitronensäure oder Essig entfernen.
  • Problem bei Frost: Kugelventile frieren ein – kein Wasserzugang möglich.

Trinknäpfe

  • Sollten kippsicher und schwer sein (z. B. Keramik oder Edelstahl).
  • Gut zu reinigen, aber: Wasser verschmutzt schneller durch Einstreu und Futterreste.
  • Mehrmals täglich frisches Wasser geben.
  • Kalkablagerungen regelmäßig gründlich entfernen.

Welche Variante Sie wählen, ist meist Geschmackssache – den Tieren ist es in der Regel egal. Wichtig ist allein die regelmäßige Reinigung. Viele Halter bevorzugen Nippeltränken, andere Napftränken.

Leitungswasser reicht aus

Spezielle „Nagerwässer“ oder abgefüllte Flaschen sind nicht notwendig. Sie verursachen nur Kosten und Plastikmüll. Leitungswasser ist die beste Wahl – außer es gibt offizielle Warnungen vor Keimen (z. B. Giardien) in Ihrer Gemeinde. In diesem Fall sollte das Wasser auch für Tiere abgekocht werden.

Tee für Meerschweinchen?

Bei bestimmten Erkrankungen kann ein tierärztlich empfohlener Kräutertee sinnvoll sein. Da Meerschweinchen den Geschmack oft nicht mögen, verweigern sie manchmal das Trinken. In solchen Fällen kann der Tee vorsichtig mit einer Spritze ins Mäulchen verabreicht werden. Dies sollte jedoch nur nach Rücksprache mit einem Tierarzt erfolgen.

Grundsatz: Wasser ist das einzige Standardgetränk für Meerschweinchen. Tee kann im Krankheitsfall als Ergänzung dienen – Bier gehört definitiv nicht in den Napf!

Zwangsernährung

Zwangsernährung von kranken Meerschweinchen

Wenn Meerschweinchen gepäppelt werden müssen

 

Wenn ein Meerschweinchen nicht fressen will oder kann, liegt fast immer eine ernsthafte Ursache vor. Häufig sind Zahnprobleme der Auslöser, es kann sich aber auch um eine andere schwere Erkrankung handeln. In solchen Fällen ist es unerlässlich, die Ursache durch eine tierärztliche Untersuchung und Behandlung abklären zu lassen.

Nach einer Zahnbehandlung kann es vorkommen, dass das Tier weiterhin nicht selbstständig frisst. Dann kann es notwendig sein, zeitweise zuzufüttern, um den Verdauungstrakt in Gang zu halten. Auch andere Erkrankungen, die zu Appetitlosigkeit führen, erfordern zunächst eine tierärztliche Abklärung, bevor unterstützend gefüttert wird.

Geeignetes Päppelfutter

Spezielle Päppelfuttermischungen sind über Tierarztpraxen oder im Fachhandel erhältlich. Diese Produkte sind auf die Verdauungsphysiologie von Meerschweinchen abgestimmt und sollten nach tierärztlicher Empfehlung eingesetzt werden.

Hinweise zur Fütterungstechnik

  • Nicht jedes Tier akzeptiert eine Fütterung mit der Spritze bereitwillig.
  • Eine halb aufrechte Position (z. B. auf dem Arm sitzend) kann hilfreich sein.
  • Den Brei von der Seite ins Mäulchen geben, langsam und in kleinen Portionen.
  • Unbedingt vermeiden, dass sich das Tier verschluckt.
  • Übung am gesunden Tier („Notfalltraining“) kann helfen, im Ernstfall sicherer zu sein.

Wichtig: Zwangsernährung ist immer nur eine vorübergehende Maßnahme, bis das Meerschweinchen wieder selbstständig frisst. Bei anhaltender Appetitlosigkeit muss sofort erneut eine Tierärztin oder ein Tierarzt aufgesucht werden.