Meerschweinchen und der Tierschutz
Meerschweinchen und deren Stellung im deutschen Tierschutzgesetz
- Seriöse Züchter, die zumindest bemüht sind das nötige Fachwissen zu erwerben und keine unkontrollierten Vermehrungen zulassen. Diese Züchter werden auch bemüht sein, ihre Tiere nur in gute Hände und artgerechte Haltung zu vermitteln.
Anmerkung: Jeder fängt irgendwann mal klein an und macht sicher auch Fehler. Wichtig ist jedoch, dass man sich bemüht aus diesen Fehlern zu lernen und Verbesserungen zu erzielen. - Vermehrer, die ihre Tiere ohne Rücksicht auf Verluste kreuz und quer durcheinander laufen lassen und keine Kontrolle über Verpaarungen und die Anzahl der Würfe haben. Im günstigsten Fall werden die Tiere dabei noch artgerecht gehalten, darauf kann man sich aber nicht verlassen.
- Massenvermehrer die Tiere in Großanlagen quantitativ vermehren, ohne Rücksicht auf Verluste. Artgerechte Haltung ist hier ein absolutes Fremdwort.
Das deutsche Tierschutzgesetz könnt Ihr hier nachlesen:
https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/BJNR012770972.html
Zitat:
6.5 Richtlinien für Meerschweinchenhaltung
Mindesthöhe eines Käfigs: 23 cm
Mindestfläche eines Zuchtkäfigs:
für ein Zuchtpaar mit Jungtieren: 2500 cm2
pro weiterem Zuchtweibchen zusätzlich: 1000 cm2
Mindestfläche eines Käfigs bei Vorrats- und Experimentalhaltung:
bis 450 g 1800 cm2
> 450 g 2500 cm2
Mindestflächen pro Tier bei Vorrats- und Experimentalhaltung:
< 200 g 200 cm2
201-300 g 350 cm2
301-450 g 500 cm2
451-700 g 700 cm2
> 700 g 900 cm2
Quelle: www.ag-wolfrum.bio.uni-mainz.de/Dateien/Vorl6-Pflege_und_Haltung.pdf, (Website existiert nicht mehr)
Dr. med. vet Kurt Reifenberg, Dip EClam
- Das entspricht einer Fläche von 30 x 30 cm für 1 erwachsenes Meerschweinchen. Zum Vergleich: 1 Blatt Papier, DIN A4 misst 21,0 x 29,7 cm.Meerschweinchen sind Rudeltiere. Sie leben in der Natur in unterschiedlich großen Gruppen mit einer Gruppenstärke von ca. 5 – ca. 20 Tieren. Die natürliche Gruppenform besteht aus einem erwachsenen Bock und mehreren Weibchen und Jungtieren. Erwachsene Söhne werden vom Vater nicht geduldet und aus der Gruppe vertrieben. Das passiert etwa zwischen der 12. Und 16. Lebenswoche.In den hierarchischen Gruppen nimmt in der Regel der Bock die Führungsposition ein. Er wirkt auch schlichtend, wenn es bei den Weibchen zu Meinungsverschiedenheiten kommt.Meerschweinchen aller Rassen verfügen über eine komplexe Laut- und Körpersprache.Bei unseren domestizierten Meerschweinchenrassen verhält sich das ähnlich. Sie benötigen unbedingt Sozialpartner um sich austauschen und ihr arteigenes Sozialverhalten ausleben zu können. Wir Menschen, oder auch andere Tierarten, wie beispielsweise Kaninchen, sind kein geeigneter Ersatz! Auch wenn sich in Einzelfällen Kaninchen und Meerschweinchen gut vertragen, sie sprechen unterschiedliche Sprachen und können nicht miteinander kommunizieren.Allerdings müssen wir uns bei unseren kleinen Freunden nicht zwingend am Vorbild der Natur orientieren, wenn wir die Gruppe zusammenstellen.Es gibt unzählige erfolgreich gehaltene gleichgeschlechtliche Gruppen, sowohl Böckchen, als auch Weibchen. Böckchengruppen können , entgegen immer noch verbreiteter Gerüchte , sehr gut funktionieren, solange keine weiblichen Reize die „Hormone in Wallungen“ bringen und damit Streit auslösen. Dafür gibt es viele Referenzen. Ebenso verhält es sich bei reinen Weibchengruppen. Das charakterlich stärkste und meist auch das körperlich größte Tier wird immer dominant sein und die Führung übernehmen. Am idealsten ist aber dennoch die gemischte Gruppe mit einem Kastraten und mindestens einem, besser zwei oder mehr Weibchen. Das Minimum ist jedoch eine Haltung zu Zweit. Wer genügend Platz hat sollte sich jedoch die Freude an einer größeren Gruppe nicht entgehen lassen. Eine Meerschweinchengruppe in einem richtig schönen großen Gehege zu beobachten ist immer wieder schön. Voraussetzung für ein gutes Sozialgefüge ist aber, dass die Tiere ihrer Art entsprechend ausreichend Möglichkeit zur Bewegung bekommen.Wenn man nicht über den Platz und/oder die finanziellen Möglichkeiten für die Haltung von mindestens zwei Meerschweinchen verfügt, sollte man von der Haltung dieser Tierart absehen.
Einzelhaltung ist nicht artgerecht!
Petition gegen Einzelhaltung von Meerschweinchen
Mit dieser Petition gegen die Einzelhaltung von Meerschweinchen wurde versucht über den Gesetzgeber ein Zeichen zu setzen um die Situation von etlichen Meerschweinchen zu verbessern, die immer noch wider besseren Wissens in Einzelhaltung leben müssen. Leider war diese Petition erfolglos und wurde abgelehnt.
Der Deutsche Bundestag hat die Petition beraten und am 14.05.09 beschlossen, das Petitionsverfahren abzuschließen. Mit dem Beschluss ist das Petitionsverfahren beendet. Es liegen fast 1000 Unterschriften vor.
Aufgrund der Vielzahl von Heimtieren ist es kaum möglich, für alle Arten umfassende rechtliche Haltungsbedingungen vorzuschreiben.
Rechtlich unzweckmäßig und nicht kontrollierbar. Der Gesetzgeber geht davon aus, dass der Heimtierhalter für eine tierschutzgerechte Haltung sorgt.
Abgabe an Minderjährige? Nur mit Einwilligung der Eltern!
§ 11 c Ohne Einwilligung der Erziehungsberechtigten dürfen Wirbeltiere an Kinder oder Jugendliche bis zum vollendeten 16. Lebensjahr nicht abgegeben werden.
Qualzucht bei Meerschweinchen
Als Qualzucht bezeichnet man in der Tierzucht die Förderung von Eigenschaften, die zu Schmerzen, gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Leiden oder Verhaltensstörungen führen. Qualzucht ist gemäß § 11 b des deutschen Tierschutzgesetzes verboten:
§ 11b |
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- Sind im Labor entstanden
- Probleme beim Ausgleich der Körpertemperatur
- Kein Schutz vor Verletzungen wegen des fehlenden Fells
- Baldwins haben nicht einmal Tasthaare - was bei der Orientierung Probleme macht
- schwaches Immunsystem
Bei Verkreuzungen mit anderen Meerschweinchenrassen könnten negative Trägereigenschaften vererbt werden und somit einen gesunden Stamm nachhaltig schädigen.
Schimmel- und Dalmatinerzucht
Die Schimmel- und Dalmatinermeerschweinchen an sich haben keine Probleme und sind deshalb auch nicht als Qualzucht zu bezeichnen. Allerdings hat die unsachgemäße Verpaarung aus Unkenntnis von 2 Meerschweinchen dieses Farbschlags untereinander kathastrophale Auswirkungen, die Lethal White Babys. Die Zucht dieser Farbschläge gehört nur in erfahrene Züchterhände mit entsprechenden Genetikkenntnissen!
Mehr dazu im Kapitel Zuchtinfo Meerschweinchen